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Italien auf der Berlinale 2023

Disco Boy 
von Giacomo Abbruzzese
mit Franz Rogowski, Morr Ndiaye, Laëtitia Ky, Leon Lučev, Matteo Olivetti 
Frankreich / Italien / Belgien / Polen 2023

19./20./22.2.

WETTBEWERB 

Aleksei, ein junger Belarusse, ist auf der Flucht vor einer finsteren Vergangenheit. In einer Art faustischem Pakt schließt er sich der Fremdenlegion an, womit die französische Staatsbürgerschaft in Aussicht steht. Weit weg im Nigerdelta verteidigt Jomo als Aktivist im bewaffneten Kampf seine Gemeinschaft. Aleksei ist Soldat, Jomo Guerillakämpfer. In einem weiteren sinnlosen Krieg werden sich ihre Schicksale verflechten.
Was bedeutet „Anderssein“, und wie integriert man es in die eigene Identität, während man sich durchs Leben bewegt, dabei auch Grenzen überschreitet und Körper und Geist stetiger Veränderung unterliegen? Erfindungsreich und mit einem erfrischend unkonventionellen Blick erforscht Giacomo Abbruzzese diese Fragen in einem visuell beeindruckenden Werk voller Poesie und Spannung. Eine magische Träumerei, begleitet vom kraftvollen Soundtrack des Elektromusikers Vitalic, der den Nachtclub in einen Ort der Transzendenz verwandelt. Körper fallen in Trancezustände, die einerseits enthüllend sind, andererseits aber auch eine Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu treten. Die Disco als Sehnsuchtsort für alle, die den Blick fest auf den heiligen Horizont von Utopia gerichtet haben.

The good mothers
von Julian Jarrold, Elisa Amoruso | mit Gaia Girace, Valentina Bellè, Barbara Chichiarelli, Francesco Colella, Simona Distefano
Vereinigtes Königreich / Italien 2023

21./26.2.

BERLINALE SERIES

„Denk immer daran, zu wem du gehörst, Denise. Du bist mein.“ Buchstäblich vor ihren Augen verschwindet Denises geliebte Mutter spurlos. Vor Jahren hatte sie gegen ihren Mann, den berüchtigten ’Ndrangheta-Boss Carlo Cosco, ausgesagt, in der Hoffnung auf ein Zeugenschutzprogramm, das es am Ende nicht gab. Denise und zwei weitere Frauen, die in die reichsten italienischen Mafia-Familien hineingeboren wurden, werden zu den wichtigsten Verbündeten der jungen Staatsanwältin Anna Colace. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das brutale System von innen zu stürzen.
Basierend auf dem Roman von Alex Perry, der auf wahren Begebenheiten beruht, verwebt Drehbuchautor Stephen Butchard die Geschichten von drei außergewöhnlichen Frauen und erzählt von ihrem Mut, den Teufelskreis aus Unterdrückung und Gewalt zu verlassen und gegen die eigene Familie zu kämpfen. Die Regisseur*innen Julian Jarrold und Elisa Amoroso finden poetische, beklemmende Bilder für eine Welt voller extremer Widersprüche und machen die nervöse Anspannung spürbar, die die titelgebenden „guten Mütter“ ständig begleitet.

Laggiù qualcuno mi ama
von Mario Martone
mit Francesco Piccolo, Anna Pavignano, Valeria Pezza, Goffredo Fofi, Paolo Sorrentino
Italien 2023

17./18.2.

BERLINALE SPECIAL
 
Wenn es einen italienischen Künstler gibt, der als Darsteller und vor allem als Regisseur (den es noch zu entdecken gilt) unterschätzt wurde, ist das Massimo Troisi (1953–1994). Der brillante Theaterschauspieler und später außergewöhnliche Filmregisseur starb mit 41 Jahren viel zu früh, nachdem er gerade die Hauptrolle in Der Postmann gespielt hatte. Er besaß eine ganz eigene Vorstellung von Komik und ein zerbrechliches, melancholisches Wesen. Als scharfsichtiger Beobachter der intimen wie der politischen Verhältnisse zwischen Frauen und Männern inspirierte er eine ganze Generation.
Mario Martone ergründet in seinem Dokumentarfilm den Menschen Massimo Troisi und spricht mit Zeitgenossen über seine Filme. Er lässt Freunde und Kollegen von ihren Erinnerungen berichten, stößt auf unvermutete Berührungspunkte mit der Nouvelle Vague und wertet erstmals bislang unveröffentlichte Dokumente aus, die Einblick in Troisis geheimes Labor geben, wo seine Gedanken, sein Witz und seine hochpoetischen Schriften entstanden.

L’ultima notte di amore
von Andrea Di Stefano
mit Pierfrancesco Favino, Linda Caridi, Antonio Gerardi, Francesco Di Leva, Camilla Semino Favro
Italien 2022

24./.25./26.2.

BERLINALE SPECIAL GALA

Mailand. Der Polizist Franco Amore hat in seinen ehrenvollen 35 Dienstjahren kein einziges Mal auf einen Menschen geschossen. Doch in der Nacht vor seiner Pensionierung wird seine Welt auf den Kopf gestellt. Oder hat sich sein Umfeld inzwischen so sehr verändert? Amores Frau weiß sehr viel besser als er, dass man im Leben Kompromisse machen und mitunter schwere Entscheidungen treffen muss. Andrea Di Stefanos hochspannender, mit mathematischer Genauigkeit konstruierter Thriller spielt mit den Genres und verknüpft den Fatalismus des klassischen Film noir mit der Gefühlsintensität eines Melodrams. Präzise wie ein Uhrwerk schreitet die Erzählung voran und begnügt sich nicht mit einer perfekten Figurenzeichnung, sondern lässt auch ein Milieu und eine Stadt, die gefährlich nah an der Grenze zwischen Recht und Verbrechen agiert, in einem neuen Licht erscheinen.

Le mura di Bergamo
von Stefano Savona
Italien 202§

24./25.2.

ENCOUNTERS

In den ersten Monaten des Jahres 2020 werden weite Teile Norditaliens von einem neuartigen Virus heimgesucht. Stadt und Provinz Bergamo werden zum Epizentrum der Epidemie. Krankenhäuser vor dem Kollaps, verzweifelte Familien, Militärkonvois, die Särge abtransportieren – und das ist erst der Anfang. Stefano Savona dokumentiert in seinem sehr eindringlichen Film das Geschehen mit schmerzhafter Genauigkeit. Auf den bodenlosen Schrecken der schwersten Tage folgt eine vielleicht noch größere Herausforderung: die Trauerarbeit. Die Menschen kommen zusammen, bemühen sich zu begreifen, was passiert ist, und versuchen, Angst und Schmerz zu überwinden. Nichts ist, wie es war. Die gewohnten Vorstellungen von Leben und Tod haben sich grundlegend verändert. Savona geht zurück in Bergamos jüngste und fernere Vergangenheit und hinterfragt das Medium Dokumentarfilm: Wie soll er dieses Aufbrechen des Kreislaufs von Leben und Tod filmen? Wie die Überlebenden begleiten, die ihren Weg zurück in die Welt suchen?

Prima della revoluzione
von Bernardo Bertolucci
mit Adriana Asti, Francesco Barilli, Allen Midgette, Morando Morandini, Cristina Pariset
Italien 1964

RETROSPEKTIVE

19./24.2.

Fabrizio, ein junger Mann aus dem Großbürgertum von Parma, ist verlobt mit der Tochter aus einer reichen Familie. Doch Fabrizio möchte seiner Klasse entkommen. Er sympathisiert mit dem Kommunismus und ist mit dem Arbeitersohn Agostino befreundet. Als dieser sich das Leben nimmt, beginnt Fabrizio ein inzestuöses Verhältnis mit seiner jungen Tante Gina. Während sie den unfertigen Grübler ermuntert („Ich mag dich, weil du noch kein Mann bist“), gibt der sich melancholischen Gefühlen hin. Sie führen zu seiner Resignation und Heirat … In Bertoluccis Heimat Parma gedreht, erschließt sich Vor der Revolution als ein sehr persönliches, von intensiven Dialogen und stimmungsvollen Bildern getragenes Werk. Es widerlegt eine angebliche „Süße des Lebens“ in vermeintlich geordneten Verhältnissen. Bertolucci, 1968: „In meinem Film steckt sowohl eine Art Mut als auch eine Art Selbstzufriedenheit: Mut, weil der Film eine Art Exorzismus ist, mit dem ich versuche, die Brücke zu meiner Kindheit und Jugend abzubrechen; und eine Selbstzufriedenheit, weil dieser freiwillige Bruch mit meiner Vergangenheit ein paar Tränen bei mir hervorrief. Ich war 23 und hatte diese ‚Süße des Lebens‘ nie gekannt.“                                                                

Sogni d’oro
von Nanni Moretti
mit Nanni Moretti, Dario Cantarelli, Nicola Di Pinto, Alessandro Haber, Laura Morante
Italien 1981

18./22.2.

BERLINALE CLASSICS

Als der Regisseur Michele Apicella sein jüngstes Werk in Filmclubs, Hörsälen, Kinos und sogar einem Nonnenkonvent präsentiert, schlägt ihm viel Kritik entgegen. Vor allem, weil er nicht die Interessen der Bauern, Hausfrauen und Arbeiter vertritt. Ziemlich katastrophal verlaufen auch die Dreharbeiten zu seinem nächsten Film. Hauptfigur in „La mamma di Freud“ ist ein Wiedergänger des Analytikers, der wie der Regisseur selbst in symbiotischer Hassliebe mit seiner Mutter zusammenlebt. Zudem hat sich Michele eines Konkurrenten zu erwehren, der ein Musical über 1968 dreht. Als beide in einer TV-Spielshow ihre Kräfte messen, nimmt dies albtraumhafte Züge an. Genau wie Micheles Wiederbegegnung mit einer womöglich nur imaginierten Geliebten … Woody Allens Stadtneurotiker ist ein Ausbund an Normalität im Vergleich zu dem cineastischen Narzissten, dem Nanni Moretti in fünf autobiografisch getönten Komödien Gestalt und Gestus verleiht. Goldene Träume – vielfach gelobt als selbstreflexive Satire über das Filmgeschäft, in der die Ticks und Neurosen der Filmschaffenden zum eigentlichen Spektakel erhoben werden – erhielt 1981 einen Silbernen Löwen. Weltpremiere der digital restaurierten Fassung.

El juicio
von Ulises de la Orden
Argentinien / Italien / Frankreich / Norwegen 2023

19./23./26.2.

FORUM

1985, zwei Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur, stehen in Argentinien führende Mitglieder der Junta vor Gericht. Ulises de la Orden formt aus 530 Stunden Footage 18 dicht montierte Kapitel, die Zeugnis vom staatlichen Terror ablegen.

Le proprietà dei metalli
von Antonio Bigini | mit Martino Zaccara, Edoardo Marcucci, David Pasquesi, Antonio Buil Pueyo, Enzo Vetrano
Italien 2023

18./20./21./22./24.2.

GENERATION K PLUS

„Die Welt ist voll von unsichtbaren Kräften, aber die Menschen haben aufgehört, an sie zu glauben.“
Vor Pietro liegen allerlei Eisenwaren auf dem Küchentisch. Er schließt die Augen und streckt vorsichtig seine Hand nach den Metallen aus. Weit über die Grenzen des italienischen Dorfes hinaus munkelt man über die psychokinetischen Fähigkeiten des Jungen, der damit nicht nur Löffel verbiegt. Regelmäßig besucht ihn ein Universitätsprofessor, dessen Experimente eine willkommene Abwechslung sind. Denn auch wenn die Landschaft idyllisch ist, das Leben darin ist karg, alte Rechnungen sind nicht beglichen und Wunden in der Familiengeschichte noch nicht verheilt. Das Porträt einer im Umbruch befindlichen Welt erzählt von einer Region und einer Zeit, in der die Gabe des Jungen Halt und Hoffnung zu versprechen scheint.

A Greyhound of a Girl
von Enzo d’Alò
mit Mia O’Connor, Charlene McKenna, Brendan Gleeson, Sharon Horgan, Rosaleen Linehan
Luxemburg / Italien / Irland / Vereinigtes Königreich / Estland / Lettland / Deutschland 2023

18./19./20./22./23.2.

GENERATION K PLUS

Oma ist die Beste. Bei ihr gibt es keinen Konservenfraß, sondern Rezepte für mehr Genuss im Leben. Als sie krank wird, befürchtet Mary das Schlimmste. In der Verfilmung von Roddy Doyles Roman schreibt eine Familie gemeinsam die schönsten Geschichten.

Incroci
von Francesca de Fusco
mit Eleonora De Luca, Nico Guerzoni, Caterina Scordo
USA/Italien 2023

GENERATION 14plus Kurzfilme 3 / Manifestations: Six queer short films of the 73rd Berlinale

21./22./23.24./26.2.

Bergamo, Norditalien. Fede verbringt ihre Tage zwischen Schule und einem von Nonnen betriebenen Wohnheim. Auf den Fluren begegnet sie Valentina, einer neuen Bewohnerin. In einer Choreografie offener, halb offener und geschlossener Türen kommen ungekannte Gefühle auf. So plötzlich wie das Licht einer Taschenlampe in der Nacht, so fremd wie ein neuer Geschmack. In der Welt, die Fede kennt, entsteht eine neue mit anderen Fragen und Möglichkeiten. Was heißt es, zu begehren?

Almamula
von Juan Sebastian Torales | mit Nicolás Díaz, Martina Grimaldi, María Soldi, Cali Coronel, Luisa Lucía Paz
Frankreich / Argentinien / Italien 2023

18./19./20./21./22./24.2.

GENERATION 14plus

Nino flüchtet vor homophoben Angriffen in ein Haus mitten in einem Wald, wo das Monster Almamula diejenigen holt, die fleischliche Sünden begehen. In einer Welt voller Flüstern, unausgesprochener Wünsche und Gebete erwachen Ninos Neugier und Begehren.

Texte © Internationale Filmfestspiele Berlin