Das Programm der 28. Cinema! Italia! Filmtournee präsentiert eine Filmauswahl, die das künstlerisch engagierte, aktuelle Filmschaffen Italiens spiegelt: Die neuen Filme von großen Regisseuren wie Daniele Luchetti und Marco Tullio Giordana sind ebenso vertreten wie Debutwerke vielversprechender Newcomer, fast alle mit starken Frauenfiguren im Mittelpunkt. Dazu als Hommage zum zehnten Todestag von Altmeister Francesco Rosi sein spannender und kritischer Klassiker Le mani sulla città (Hände über der Stadt) von 1963. Zum Abschluss der Tournee in Berlin wird in Anwesenheit eines Gastes aus Italien der Preis für den vom Publikum gewählten Lieblingsfilm verliehen.
• ALLE FILME WERDEN VOM 11. – 17.12. IN FOLGENDEN BERLINER KINOS GEZEIGT:
Babylon
Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin
Telefon: 030 – 24 72 78 02
www.babylonberlin.de
Bali-Kino
Teltower Damm 33, 14169 Berlin
Telefon: 030 – 81 14 678
www.balikino-berlin.de
Klick Kino
Windscheidstr. 19, 10627 Berlin
Telefon: 030 – 84 51 35 56
www.klickkino-berlin.de
• ABSCHLUSSVERANSTALTUNG UND VERLEIHUNG DES PUBLIKUMSPREISES
Samstag, 13. Dezember 2025
19.30 Uhr
Babylon
Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin
Telefon: 030 – 24 72 78 02
www.babylonberlin.de
• DIE FILME DER CINEMA ITALIA TOURNEE 2025
Regie: Marco Amenta – Italien 2024, 119 min.
Mit Rose Aste, Daniele Monachella, Marco Zucca, Stefano Cancellu, Andrea Melis

Als eines Tages Baumaschinen vor ihrer Haus- und Stallanlage unweit des Meeres an der Küste Sardiniens auftauchen, versteht Anna die Welt nicht mehr. Auf ihrem abgelegenen Stück Land, das einst ihrem verstorbenen Vater gehört hat, soll ein luxuriöser Hotelkomplex entstehen. Die junge Hirtin und Bäuerin, die sich nach einer gescheiterten Ehe in Mailand in ihre Heimat zurückgezogen hat, um mit einer kleinen Ziegenherde Käse für den lokalen Markt zu produzieren, beginnt einen schier aussichtslosen Kampf um ihre Existenz und den Schutz der Natur.
Inspiriert von wahren Ereignissen, die sich vor 15 Jahren an der Küste Sardiniens abspielten, erzählt Marco Amenta von einer mutigen Frau, die sich gegen die Macht des Geldes wehrt. Herausragend Rose Aste in der Titelrolle, die alle Facetten von Annas Charakter mit unglaublicher Intensität verkörpert.
Anna ist eine Geschichte vom Widerstand gegen die Macht, deren Handlung auf einer wahren Begebenheit basiert, die sich vor einigen Jahren auf Sardinien ereignet hat. Der Kampf der Protagonistin um ihre persönliche Rettung wird ohne jede Ideologie zu einem Kampf für den Schutz der Umwelt und zu einem erbitterten Widerstand gegen Gewalt und Chauvinismus. Anna ist eine Frau, die sich nicht unterwerfen will und darum kämpft, nicht unterdrückt zu werden. Sie will kein Opfer sein, aber sie ist auch keine Heldin. Es hat über ein Jahr gedauert, bis wir die richtige Darstellerin gefunden haben. Mir wurde schnell klar, dass sie Sardinierin sein musste, wegen der Lebenserfahrung und der Sprache, die so rau ist wie die Figur selbst und eine alte, tief verwurzelte Geschichte vermittelt. Die Klangfarbe vermittelt Bedeutung, und auf Italienisch hätte der Film nicht dieselbe Bedeutung gehabt. Nach unzähligen Castings fand ich Rose Este, die die wilde, harte Seite einer Schäferin mit einer unbewussten Erotik verbindet. Die Kameraführung und der Stil der Regie passen sich ihr an und bringen ihre Stimmung, ihre Freuden und Leiden zum Ausdruck. Die Kamera haftet regelrecht an ihrem Körper, an ihrer Stille, wir haben auch viel mit der Handkamera gearbeitet, um wackelige, unruhige Aufnahmen zu erzielen, genau wie Anna, mit dem Licht, das auf die Linse fällt und sie verletzt, so wie Anna sich verletzt fühlt.
Marco Amenta
Regie: Daniele Luchetti – Italien 2024, 136 min
Mit Elio Germano, Federica Rossellini, Vittoria Puccini, Pilar Fogliati, Isabella Ferrari

Die Affäre zwischen Lehrer Pietro und seiner Schülerin Teresa ist so verboten wie stürmisch. Eines Tages beschließen sie aus einer Laune heraus, sich gegenseitig ein dunkles Geheimnis anzuvertrauen, das sie noch nie jemandem offenbart haben. Seitdem ist viel Zeit vergangen, Pietro hat sich schon lange von Teresa getrennt, ist verheiratet mit Nina und als Buchautor sehr erfolgreich. Doch das Bewusstsein dessen, was Teresa weiß und vielleicht preisgeben könnte, verfolgt Pietro über die Jahre hinweg. Was, wenn Teresa zurückkommt?
In seinem neuesten Film präsentiert Meisterregisseur Daniele Luchetti zu einem Soundtrack von Thom Yorke und mit dem bravourösen Elio Germano in der Hauptrolle die Geschichte einer gefährlichen Liaison über mehrere Zeitebenen hinweg. Intelligentes Spannungskino aus inneren Konflikten und dunklen Geheimnissen. Können wir überhaupt jemandem vertrauen?
Können Liebe und Angst in einer Paarbeziehung nebeneinander existieren? Confidenza erzählt das Leben von Pietro Vella, ein Lehrer, der im Leben seiner Schülerinnen und Schüler präsent ist, aber sich selbst fast völlig fremd ist. Ein Leben als Betrüger, mit einem unaussprechlichen Geheimnis, einem schwarzen Loch hinter sich, und doch geschätzt, verehrt und einer ganzen Nation als Vorbild hingestellt. Ein ganzes Leben, geprägt von der Angst, von der geliebten Person entlarvt zu werden, der einzigen, der er in einem Moment der Hingabe sein ganzes Vertrauen geschenkt hat.
Daniele Luchetti
INDAGINE SU UNA STORIA D’AMORE / INTERVIEWS ZU EINER LIEBESGESCHICHTE
Regie: Gianluca Maria Tavarelli – Italien 2024, 100 min.
Mit Alessio Vassallo, Barbara Giordano, Antonio Pandolfo, Costanza Tortoli, Claudia Potenza

Paolo und Lucia sind seit acht Jahren ein Paar. Sie sind mit Leib und Seele Schauspieler, doch die große Karriere lässt auf sich warten. Es wird immer schwieriger, Rollen zu bekommen. Und vielleicht zeigt auch ihre Beziehung erste Risse. Da beschließt Lucia, an einer beliebten TV-Reality-Show namens „Leichen im Keller“ teilzunehmen, in der Paare vor der Kamera von den Höhen und Tiefen ihrer Liebesbeziehung erzählen, und Paolo macht widerwillig mit. Könnte das eine Chance für einen Neuanfang sein? Die beiden ahnen nicht, worauf sie sich eingelassen haben…
Eine Komödie mit bitteren Untertönen und zugleich eine sehr aktuelle und treffende Satire auf die Macht der in ganz Europa populären Reality-Fernsehshows, in denen ein Millionenpublikum nach intimen Enthüllungen giert.
Ich habe mir vorgenommen, eine besondere Liebesgeschichte aus der Gesellschaft von heute zu erzählen. Eine Gesellschaft, die untrennbar mit der Darstellung des Lebens in den sozialen Medien verbunden ist, mit einem ständigen Verlangen nach Sichtbarkeit, nach Selbstdarstellung und nach Neugierde auf das Leben anderer. Ich wollte auf unterhaltsame Weise mit komödiantischen Tönen die Chronik einer angekündigten Katastrophe zeigen und dabei zum Nachdenken anregen darüber, wie viel wir mittlerweile bereit sind, von uns selbst und von unserem Innersten preiszugeben, im Gegenzug für etwas so Vergängliches und Gefährliches wie Sichtbarkeit.
Gianluca Maria Tavarelli
Regie: Stefano Chiantini – Italien 2024, 82 min.
Mit Aurora Giovinazzo, Micaela Ramazzotti, Angela Finocchiaro, Francesco Salvi, Leonardo Donati

Deva sitzt immer ganz hinten im Bus, der sie nach Hause bringt – zu einem kleinen elenden Wohnwagen, in dem sie mit ihrer ausgeflippten Mutter Giovanna lebt. Ihr im Kragen der Jacke verstecktes Gesicht zeigt eine für ein junges Mädchen ihres Alters unnatürliche Härte. Mit dieser Härte führt Deva nach einer traumatischen Erfahrung ihr Leben, ohne sich einen Moment der Pause oder Entspannung zu gönnen. Dann lernt sie die 60jährige Carla kennen und fängt an, in deren Fischgeschäft zu arbeiten. Und sie trifft dort Carlas einjährigen Enkel, auf den sie gelegentlich aufpassen muss. Wider Willen fasst Deva schließlich eine Zuneigung zu dem Kleinen. Etwas beginnt sich zu ändern.
Ein warmherziger und berührender Film im Geist des Neorealismus über eine junge Frau, die langsam zurück ins Leben findet. Die junge Aurora Giovinazzo als Deva ist eine echte Entdeckung.
Ich glaube, dass Frauen eine größere Verantwortung tragen, darunter auch die Verantwortung, Mutter zu sein. Sicherlich kann das Muttersein auch heute noch zahlreiche Schwierigkeiten mit sich bringen, und eine Frau kann sich in dieser Situation aus verschiedenen Gründen in einer materiellen Lage der emotionalen Schwäche und Verletzlichkeit befinden. Una madre erzählt davon, es geht um eine junge Frau unter vielen, die in einem bestimmten Moment ihres Lebens die Rolle der Mutter übernimmt. Es ist eine filmische Untersuchung, die die Seele und die Emotionen der Protagonistinnen einbezieht und durch eine schlichte und nüchterne Erzählweise versucht, die psychologische Dynamik zu analysieren und innere Turbulenzen aufzudecken. In dieser Hinsicht fühle ich mich dem Kino von Ken Loach nahe. Mich fasziniert die nüchterne und rhetorikfreie Art, mit der er von der Gesellschaft erzählt und gerade von denjenigen, die an ihrem Rand leben.
Stefano Chiantini
LA STORIA DEL FRANK E DELLA NINA / DIE GESCHICHTE VON FRANK UND NINA
Regie: Paola Randi – Italien-Svizzera 2024, 106 min.
Mit Gabriele Monti, Ludovica Nasti, Samuele Teneggi, Marco Bonadei, Bruno Bozzetto

Drei junge Leute in einem grauen Mailänder Vorort: Der geheimnisvolle Carlo alias „Gollum“ ist der Erzähler dieser Geschichte, obwohl er nicht sprechen kann und seine Gedanken am liebsten als Graffiti auf die Wände sprüht. Der scheinbar allwissende Frank dagegen redet zu viel, glaubt nicht an seine Existenz vor dem 18. Geburtstag und verdient etwas Geld, indem er für andere Kids deren Hausaufgaben macht. Und dann ist da die ehrgeizige Nina aus einer Roma-Familie, die studieren will, um frei zu sein. Zugleich ist sie mit ihren 16 Jahren aber schon Mutter und mit einem lokalen Gangster liiert. Dies unwahrscheinliche Trio findet zu einer Ersatzfamilie zusammen, erlebt skurrile Abenteuer, bis die Realität sie wieder einholt. Doch wie sagt Frank so schön: „Realität ist nur eine Frage des Standpunkts“ – also können die drei eigentlich ihre eigene Geschichte schreiben…
Paola Randi, vor zwei Jahren mit „Beata te/Der Erzengel und ich“ bei Cinema Italia erfolgreich, entwirft in ihrem neuesten Film das mitreißende, auch stilistisch unkonventionelle Porträt dreier jugendlicher Außenseiter, denen es mit viel Fantasie und einer Portion Verrücktheit gelingt, aus ihrem trostlosen Alltagsleben auszubrechen.
Diese Geschichte entstand aus dem Wunsch heraus, meine Stadt zu schildern: Mailand. Ich habe Mailand als Teenager erlebt, dann bin ich weggegangen und wollte nun eine Stadt mit der Energie und den Augen junger Menschen erzählen. Die Helden dieser Geschichte sind drei Freunde mit ihren Träumen, auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt, nach Freiheit, nach der Bestätigung ihrer Einzigartigkeit, nach ihrer Art, die Welt und ihre Beziehungen zu erleben, auf der Suche nach einer anarchischen Liebe, nach der Befreiung von der Welt der Erwachsenen mit ihren Regeln, in denen diese drei keinen Platz finden. Denn sie sind einzigartig und unwiederholbar (wie du und ich) und die sozialen Zwänge der Stadt sind ihnen zu eng. Dies ist eine Geschichte von drei Jugendlichen mit einem stummen Erzähler, einer revolutionären Realistin und einem unverbesserlichen Träumer und ihren Abenteuern auf der Suche nach ihrer Zukunft, in einer romantischen und rauen, aber gleichzeitig unwiderstehlichen Stadt.
Paola Randi
Hommage zum zehnten Todestag von Altmeister Francesco Rosi
LE MANI SULLA CITTÀ / HÄNDE ÜBER DER STADT
Regie: Francesco Rosi – Italien 1963, 105 Minuten, OmU
Mit Rod Steiger, Salvo Randone, Guido Alberti

Neapel 1963. In den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Krieg ist die Stadt ein Schachbrett für die Spiele korrupter Politik und verschiedener Machtinteressen. Der Bauunternehmer Edoardo Nottola spekuliert mit einem Projekt zur Stadterweiterung. Bei Bauarbeiten seiner Firma stürzt in einem Armenviertel Neapels ein Wohnhaus zusammen. Nach Protesten der Opposition wird im Stadtrat eine Untersuchungskommission geschaffen, doch deren Arbeit versandet.
Francesco Rosis berühmter Film gewann bei den Filmfestspielen Venedig 1963 den Goldenen Löwen und steht auf der Liste der „100 Film italiani da salvare“.
In Zusammenarbeit mit
Made in Italy, Kairos Filmverleih



