La primavera della letteratura italiana – 9. Italienischer Literaturfrühling
Anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung seines Buches „Turin ist unser Haus“ spricht Irene Fantappiè mit dem italienischen Schriftsteller Giuseppe Culicchia über seine Beziehung zur Hauptstadt des Piemont und darüber, wie die aktuelle Krise die Erfahrung des Raumes, in dem wir leben, verändert.
Wir bedanken uns insbesondere bei Giuseppe Culicchia und der Moderatorin Irene Fantappiè für ihreTeilnahme und hoffen, unserem Publikum damit eine Freude zu machen.
Auf Italienisch mit deutscher Konsekutivübersetzung
Fabrikstadt, nordländische Sparsamkeit, zynischer Fußball? Schon lange nicht mehr! Der Turiner Giuseppe Culicchia entführt in seine elegante Heimatstadt und bürstet die Klischees gegen den Strich – denn selbst die »Preußen Italiens« feiern mittlerweile öffentlich.
Turin ist nicht Wolfsburg und sah auch nie so aus – doch lange wurde die Stadt am Po-Ufer das Klischee der Industriemetropole von Fiat und Co. nicht los, trotz Alpenpanorama und barocken Palazzi. Und die stolzen Turiner galten als typische Vertreter des Nordens: kühl, regelbedürftig und so diszipliniert wie die Abwehr von Juventus.
Alles Schnee von gestern, sagt Giuseppe Culicchia, selbst Italiener machen heute hier Urlaub – und er muss es wissen. Schließlich kennt Culicchia Turin wie sein eigenes Haus: vom Eingang (Bahnhof Porta Nuova) lädt er ein zum Flanieren auf dem Flur (unter den Arkaden der Via Roma), in die Küche (Porta Palazzo) oder zum Wühlen in der Abstellkammer (der Flohmarkt Il Balon). Nur bei der Wahl des Wohnzimmers kann er sich nicht entscheiden – denn in Turin gibt es bildschöne historische Cafés an jeder Ecke: unter anderem das Bicerin, wo schon Rousseau und Nietzsche zu Gast waren.
Anekdotisch, ironisch und mit Insidertipps führt Culicchia hinter die Fassaden seiner Heimatstadt. Und er lässt andere Turiner von ihrer Stadt erzählen: zum Beispiel Focaccia-Bäcker und Gianduiotti-Créateure. Denn die Turiner scheinen das Naschen quasi erfunden zu haben …
Giuseppe Culicchia, 1965 in Turin geboren, wo er bis heute lebt. Er hat mehrere preisgekrönte Romane verfasst sowie unter anderem F. Scott Fitzgerald und Bret Easton Ellis aus dem Englischen übersetzt. Seiner Ansicht nach hat das Haus Turin keine Fassade in Schwarz-Weiß (wie die Juventus-Trikots), sondern ist eindeutig granatrot (wie der ruhmreiche FC Torino).
Giuseppe Culicchia, Torino è casa nostra, Laterza 2015;
dt.: Turin ist unser Haus. Reise durch die zwanzig Zimmer der Stadt; aus dem Italienischen von Julika Brandestini, Verlag Klaus Wagenbach 2020
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