Aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen kann Helena Janeczek am 10.03. leider nicht nach Berlin kommen. Die Lesung und das Gespräch mit der Autorin finden deshalb per Videokonferenz statt!
Beginn 19.30 Uhr.
Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23, Berlin-Wilmersdorf
Das Leben einer unfassbar kühnen Träumerin und Fotografin
Gerda Taro. Als Gerta Pohorylle in Stuttgart geboren, in der Schweiz erzogen, in Leipzig zur überzeugten Sozialistin geworden, floh sie vor den Nazis nach Paris. Dort begegnete sie Robert Capa, auch er ein Hunger leidender jüdischer Flüchtling. Die beiden verlieben sich und arbeiten von nun an gemeinsam. Beide dokumentierten sie den Spanischen Bürgerkrieg, aber sie bezahlte diesen Einsatz mit dem Leben. Zu ihrer Beerdigung in Paris kamen Zehntausende; Capa führte mit Louis Aragon und Pablo Neruda den Trauerzug an und Alberto Giocometti schuf ihr Grabmal. Dann wurde Gerda Taro vergessen – bis 2007 in New York ein lang verschollener Koffer geöffnet wurde, darin fand man ihre Negative … Wer war diese ungewöhnliche junge Frau, die ein paar Jahre lang ganz Paris den Kopf verdrehte? Helena Janeczek hat sie in diesem preisgekrönten Roman behutsam nacherfunden. Aus den Splittern der Erinnerung dreier alter Freunde setzt sie ein Bild zusammen und setzt Gerda Taro damit ein berührendes, weit über die sensationellen Fakten hinausreichendes, literarisches Denkmal.
„Dem Vergessen entrissen, das Gesicht einer Frau – das der rebellischen, mutigen, Fotopionierin Gerda Taro. Helena Janeczek gelingt mit ihrem Roman ein perfektes Abbild dieses Feuerwerks der Leidenschaften.“
Vanity Fair, Italien
Helena Janeczek wurde 1964 als Kind polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in München geboren. Nach dem Abitur dort ging sie 1983 zum Studium nach Italien; heute lebt sie mit Sohn und zwei Katzen in Gallarate und arbeitet in Mailand (zunächst als Lektorin beim Verlag Adelphi, später bei Mondadori). Helena Janeczek schreibt für die Literaturzeitschrift Nuovi Argomenti und kuratiert in Gallerate das Literaturfestival SI Scrittrici Insieme. 1989 veröffentlichte sie in Deutschland beim Suhrkamp-Verlag ihre Gedichtsammlung Ins Freie. Im Jahr 1995 besuchte sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Gedenkfeier zur fünfzigjährigen Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Das 1997 erschienene Lezioni di tenebra setzt sich autofiktional mit ihrer Familiengeschichte auseinander und ist eines der bedeutendsten Beispiele eines solchen Textes der zweiten Generation nach dem Holocaust. Es wurde mit dem Premio Bagutta Opera Prima und dem Premio Berto ausgezeichnet. 2002 folgte Cibo, ein romanhaftes Mosaik aus Geschichten um das glückliche oder unglückliche Verhältnis von Frauen (und Männern) zu den Themen Essen, Körper und Verlangen. Danach veröffentlichte sie zwei Erzählungsbände und Essays – unter anderem Bloody Cow, eine Streitschrift zum Rinderwahn, das seinem ersten Opfer, einem vegetarisch lebenden Mädchen, gewidmet ist. Ihr Roman Le rondini di Montecassino erschien 2010 (Premio Napoli, Premio Pisa und Premio Sandro Onofri), gefolgt von La ragazza con la Leica (2017). Dieser Roman über die Fotografin Gerda Taro erhielt 2018 ebenfalls den Premio Bagutta und den wichtigsten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega.
www.helenajaneczek.com
(Text: Berlin Verlag)
Primavera della letteratura italiana
#primavera_italiana
DI 10. MÄRZ 2020
19:30 Uhr
Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23, Berlin-Wilmersdorf
Auf Deutsch
Helena Janeczek: LA RAGAZZA CON LA LEICA, Guanda 2017
DAS MÄDCHEN MIT DER LEICA, aus dem Italienischen von Verena von Koskull, Berlin Verlag 2019