Drei Klasssiker der italienischen Lyrik des 20. Jahrhunderts stehen im Zentrum einer Veranstaltungsreihe im Haus für Poesie. An drei Abenden sprechen DichterInnen, ÜbersetzerInnen und LiteraturwissenschaflerInnen über Pier Paolo Pasolini, Eugenio Montale und Andrea Zanzotto, über die Bedeutung ihres lyrischen Werks damals und heute, in Italien und in der deutschen Rezeption. Die Gedichte werden im italienischen Original und in den unterschiedlichen deutschen Übersetzungen präsentiert.
Wie sich die Welt der Tiefen zeichnet.
Eugenio Montale (1896–1981) schrieb Lyrik und Prosa, war Übersetzer aus dem Englischen und feinsinniger Literaturkritiker u.a. beim Corriere della Sera. 1975 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Viel zitiert ist ein Ausspruch des Dichters Eugenio Montale (geboren 1896 in Genua, gestorben 1981 in Mailand), wonach er seine frühen Bücher im Frack, seine späten im Schlafanzug geschrieben habe. Die Literaturgeschichte favorisiert den Mann im Frack, jene drei bedeutenden Bände, die zwischen 1925 und 1956 erschienen: Tintenfischknochen, Anlässe und Stürme. In jüngster Zeit gewinnt aber auch das zugänglichere Spätwerk immer mehr Fürsprecher:innen.
Die frühen Texte oszillieren zwischen einer Verzweiflung am Leben als Grundzustand und der Erwartung eines Wunders, das sich zwar immerzu ankündigt, niemals jedoch eintritt. Montales Schreiben kommt zunächst von Poe und Baudelaire her, von der Poetik des Symbolismus, bevor es sich impressionistischen Einflüssen öffnet. Es ist dunkel, dabei jedoch nie raunend, intim, aber nie privatistisch. Der hohe Ton wird angeschlagen, gleichzeitig durch Lakonie unterlaufen. Die Landschaft in den Gedichten ist die ligurische Region aus Montales Kindheit. Sie hat ihn und seine Lyrik geprägt. (Er selbst bezeichnet sich als einen vom Scirocco vorzeitig verbrannten Baum.)
Die Gegenwart von geliebten Frauen, die in den Gedichten direkt angesprochen werden, bilden durch alle Wechselfälle der Geschichte hindurch (Montale war ein Antifaschist der ersten Stunde) eine Konstante in seinem Werk. Damit verbunden gibt es ein komplexes Verweissystem von Koseworten und Chiffren. Aber die Leser:innen müssen damit nicht unbedingt vertraut sein, um in den Genuss einer der großen Liebesdichtungen des 20. Jahrhunderts zu kommen.
Mit
Alberto Bertoni | Theresia Prammer | Mathias Traxler
Moderation: Maren Jäger
Donnerstag, 23. März 2023
19:30 Uhr
Haus für Poesie, Kulturbrauerei, 10435 Berlin
Theresia Prammer, aufgewachsen in Wien, lebt als Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin und Veranstalterin in Berlin. Jüngst erschien von ihr: Pier Paolo Pasolini, Nach meinem Tod zu veröffentlichen. Späte Gedichte, italienisch – deutsch, herausgegeben, aus dem Italienischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Theresia Prammer, Suhrkamp 2021.
Alberto Bertoni lehrt zeitgenössische italienische Literatur und Poesie des 20. Jahrhunderts an der Universität von Bologna. Zuletzt erschienen sind: Una questione finale. Poesia e pensiero da Auschwitz (Book Editore 2020) und L’isola dei topi (2021). Als Dichter hat er mehrere Sammlungen veröffentlicht, die in dem Band Poesie 1980-2014 (2018) zusammengeführt wurden.
Mathias Traxler ist ein Schweizer Schriftsteller und Übersetzer. Von ihm sind unter anderem erschienen: You’re welcome (kookbooks, 2011), Unterhaltungsessays (kookbooks, 2016). Von besonderer Bedeutung in seiner Arbeit sind Lesungen und gemeinschaftliche Auftritte mit Musikern (Harald Muenz, Edith Steyer), welche textgenerierend-improvisatorische Elemente einbeziehen.
Auf Deutsch und Italienisch
Eintritt: 6/4 €
Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Haus für Poesie
www.haus-fuer-poesie.de