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Mario Desiati erzählt Fleur Jaeggy

29 _5 – MARIO DESIATI ERZÄHLT FLEUR JAEGGY

#letteratura

Der Schriftsteller Mario Desiati unternimmt einen Spaziergang durch drei Bücher der Autorin Fleur Jaeggy, die gerade in deutscher Übersetzung im Suhrkamp Verlag erschienen sind: Die seligen Jahre der Züchtigung; Die Angst vor dem Himmel; Ich bin der Bruder von XX. Sie erzählen von Leid und Trauma, von Verzweiflung und Abgrund und der Sehnsucht, sie durch das Lesen zu vertreiben. Die schonungslosen Formulierungen und die von Rhetorik und Manierismen befreite italienische Sprache, in der die Autorin schreibt, entfalten ihre besondere Poesie.

Fleur Jaeggy ist eine italienischsprachige Schweizer Autorin, Intellektuelle, Mystikerin, enge Freundin Ingeborg Bachmanns, Witwe des Adelphi-Verlegers Roberto Calasso. Unter dem Pseudonym Carlotta Wieck hat sie mehrfach mit Franco Battiato zusammengearbeitet. Ihr weltweit gefeiertes Werk umfasst Romane, Erzählungen und Geschichten

Mittwoch, 29. Mai 2024
19 Uhr
Istituto Italiano di Cultura Berlino

Mit
Mario Desiati

Einführung
Maria Carolina Foi

Mario Desiati, 1977 in Locorotondo geboren, ist Schriftsteller, Dichter und Journalist. Seinen ersten Roman Neppure quando è notte veröffentlichte er 2003, zuletzt erschien Spatriati (Einaudi 2021), wofür er den Premio Strega erhielt. Auf Deutsch erschien Zementfasern (übersetzt von Annette Kopetzki, Wagenbach 2012, Orig. it. Ternitti)

 

Fleur Jaeggy, Die seligen Jahre der Züchtigung, Roman, Aus dem Italienischen von Barbara Schaden, Suhrkamp 2024

Ein Mädcheninternat im Appenzell der sechziger Jahre. Gehorsam und Disziplin prägen die Ordnung des Hauses. Die heitere Landschaft vor den Fenstern treibt die vierzehnjährige Ich-Erzählerin zu stundenlangen einsamen Spaziergängen. Eines Tages erscheint eine Neue während des Mittagessens: Frédérique, schön, streng, verächtlich und voller Überdruss. Frédérique ist anders, etwas Leises und Schreckliches umgibt sie. Ihr sind Beherrschung, Gehorsam und Perfektion bereits zur zweiten Natur…
(Text: Suhrkamp)

Fleur Jaeggy, I beati anni del castigo, Adelphi (1989)

«Intinta nell’inchiostro blu dell’adolescenza, la penna di Fleur Jaeggy è il bulino di un incisore che disegna le radici, i ramoscelli e i rami dell’albero della follia che cresce nello splendido isolamento del piccolo giardino svizzero della conoscenza fino a oscurare col suo fogliame ogni prospettiva. Una prosa straordinaria. Durata della lettura: circa quattro ore. Durata del ricordo, come per l’autrice: il resto della vita». Iosif Brodskij
(Text: Adelphi)

Fleur Jaeggy, Die Angst vor dem Himmel, Erzählungen, Aus dem Italienischen von Barbara Schaden, Suhrkamp 2024

Eine Mutter, die alle glücklichen Möglichkeiten ausschlägt, ihr ungeliebtes Kind wegzugeben; eine alte Frau, die sich am Selbstmord ihres Mannes berauscht; verwaiste Zwillingsbrüder, die dafür sorgen, dass niemand sie adoptieren will … In sieben Erzählungen entwirft Fleur Jaeggy Wirklichkeiten von äußeren und inneren Zwängen, in denen sich die Menschen beunruhigend gut eingerichtet haben. Eingeengt in Ehen, Beziehungen, Altersheimen und Anstalten versuchen sie zurechtzukommen mit dem, was das Schicksal ihnen zugedacht hat. Stets ist es ein Kampf auf Leben und Tod und manchmal erscheint das Unglück als ein Geschenk des Himmels. Mit schonungsloser Präzision erschafft Fleur Jaeggy ein Kaleidoskop aus subversiven Figuren, die eine Aura von Gewalt umgibt.
(Text: Suhrkamp)

Fleur Jaeggy, La paura del cielo, Adelphi (1994)

Sette storie oscuramente complici, rapide e scarne, che sembrano incise da un bulino. Un sottile terrore, un gelo segreto, una subdola propensione al delirio si annidano nei gesti e nei luoghi di questi racconti ironici e violenti. L’aria è ingannevole, appena mossa dal soffio del Föhn, il favonio, vento «dolcemente pericoloso» che inclina allo spleen e alla paura del cielo.
(Text: Adelphi)

Fleur Jaeggy, Ich bin der Bruder von XX, Erzählungen, Aus dem Italienischen von Barbara Schaden, Suhrkamp 2024

Eine mondäne junge Frau wird von ihrem Mann in einem Käfig gehalten; eine Seherin schmeckt im 13. Jahrhundert die Vorhaut Christi auf ihrer Zunge; ein Waisenkind verbrennt den Aristokraten, der es aufgenommen hat, bei lebendigem Leibe; gequälte Geschwister werden in ein Schweizer Eliteinternat abgeschoben.
Fleur Jaeggy erzählt von Wahnsinn, Verlust und Mord, vom Fluch, eine Familie zu haben, und von der durch nichts zu vertreibenden Nähe des Todes. Dabei erschafft sie surreale Bilder, die sich in die Seele rammen, Geschichten von kristalliner Schönheit, die von einem bösartigen Zauber beseelt scheinen, champagnerfarbene Welten, die vor stiller Gewalt brodeln.
(Text: Suhrkamp)

Fleur Jaeggy, Sono il fratello di XX, Adelphi (2014)

«Dovrei mettere un titolo a questo mio resoconto. Il fratello. Il fratello di XX. Un essere che non ama le montagne. È stato messo in una scuola in cima a una montagna. La scuola dava su una quantità di massi. Non c’erano più alberi. Si arrivava in cima alla montagna per una stradina tutta curve. Ed era divertente accelerare in curva. Sotto, gli abissi. Non guidavo, allora, ero un fratello bambino. Sono rimasto in quella scuola non a lungo, ma per almeno un lunghissimo anno. Guardavo dalla finestra. I massi. E quei piccoli abissi con la punta in giù, triangoli capovolti. Tutto quello che vedevo era capovolto. Tutto aveva la testa all’ingiù. Così i miei pensieri».
(Text: Adelphi)

Auf Italienisch mit Simultanübersetzung

Anmeldung erforderlich über Eventbrite: https://Desiati-Jaeggy.eventbrite.it

In Zusammenarbeit mit Suhrkamp Verlag und Adelphi Edizioni

 

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