18. internationales literaturfestival berlin 2018
http://literaturfestival.com/
Wanda Marasco
Am Hügel von Capodimonte
aus dem Ital. von Annette Kopetzki
Peter Zsolnay Verlag 2018;
Originaltitel La compagnia delle anime finte,
Neri Pozza editore 2017
Lesung & Gespräch
[Italienisch, Deutsch]
12.09.2018 21:00 Uhr
Literaturen der Welt
Haus der Berliner Festspiele [Mittelbühne]
Autor Wanda Marasco
Moderation Luigi Reitani
Sprecher Stella Adorf
Preis 8 Euro / ermäßigt 6 / Schüler 4
Ticketinfos
Kasse im Haus der Berliner Festspiele (Montag bis Freitag: 14.00–18.00 Uhr)
Schaperstr. 24, 10719 Berlin
Tel +49 (0)30 254 89-100
Fax +49 (0)30 254 89-230
E-Mail ticketinfo@berlinerfestspiele.de
Am Totenbett ihrer verstorbenen Mutter lässt die Tochter deren Leben Revue passieren: Eine Kindheit voller Entbehrung auf dem Land, die ungewöhnliche Verbindung der Analphabetin mit dem Sprössling einer großbürgerlichen Familie in Neapel kurz nach dem Krieg, die unglückliche Ehe und der frühe Tod ihres Mannes, nach dem sie als Geldverleiherin noch enger mit den Schicksalen in ihrem Elendsquartier in Berührung kommt. Eine sprachgewaltige Familiensaga, in deren Zentrum nicht zuletzt Neapel steht.
Die in Neapel geborene Autorin führt den Leser in einer Sprache von ungeheurer Sinnlichkeit mitten ins Leben der „Großen Mutter“ Neapel, in der Schönheit und Hölle nebeneinanderstehen, in der Erniedrigte und Beleidigte, Wunderheiler und Wucherer, Transvestiten, Verrückte und Geister aus der unterirdischen antiken Stadt leben und alle auf der Suche nach Erlösung sind. Mit dieser Familiensaga und dem ersten auf Deutsch erscheinenden Roman ist Wanda Marasco eine literarische Sensation gelungen!
Wanda Marasco wurde 1953 in Neapel geboren. Sie studierte Philosophie und besuchte Regiekurse an der Accademia Nazionale d’Arte Drammatica Silvio D’Amico in Rom. Als 1977 ihre erste Gedichtsammlung »Gli strumenti scordati« (Ü: Die verstimmten Instrumente) erschien, wurde sie als interessante neue Stimme der italienischen Lyrik gefeiert und erhielt 1978 den Lyrikpreis William Blake. Während ihrer Zeit in Rom schrieb sie außerdem eine eigene Version von Goethes »Faust« mit dem Titel »La Strada dell’Abbondanza« (Ü: Straße der Fülle), die von Regisseuren wie Aldo Trionfo inszeniert und u. a. beim Festival dei Due Mondi in Spoleto 1982 gezeigt wurde. In den folgenden Jahren publizierte sie weitere Gedichtbände wie »Voc e Poè« (1997), für den sie den Premio Montale erhielt.
2003 veröffentlichte Marasco ihren ersten Roman »L’arciere d’infanzia« (Ü: Der kindliche Schütze), in dem sie drei tragikomische Geschichten, die in Neapel spielen, miteinander verwebt. Ihr zweiter Roman »Il genio dell’abbandono« (tr. Der Geist der Preisgabe) wurde 2015 für den Premio Strega und den Premio Viareggio nominiert. Die Umsetzung als Theaterstück (Teatro Stabile, Neapel, 2016/17) erhielt den Preis Maschere del teatro italiano in der Kategorie Bester Newcomer. In ihrem Familienroman »La compagnia delle anime finte« (2017; dt. »Am Hügel von Capodimonte«, 2018), ebenfalls für den Premio Strega nominiert, porträtiert Wanda Marasco wiederum ihre Heimatstadt Neapel, sowohl die Armen- als auch die Reichenviertel. Im Mittelpunkt der Handlung steht Rosa, die am Totenbett ihrer Mutter Vincenzina sitzt und im Zwiegespräch mit ihr deren Lebensgeschichte rekapituliert. Vincenzina kam als Analphabetin vom Land, floh in die Großstadt und traf im Frühjahr 1946, als die Stadt in Trümmern lag, auf Rafele, den Sohn aus einer großbürgerlichen Familie. Rafeles Mutter versuchte diese unerwünschte Liebesbeziehung zu unterbinden, indem sie Vincenzina Geld anbot – als Entschädigung für den zurückgenommenen Heiratsantrag. Aber Vincenzina blieb an Rafeles Seite, trotz seiner ständigen Affären. Ihre Tochter Rosa wuchs im Armenviertel von Neapel, dem Rione Sanità, auf und musste angesichts des harten Alltags rasch erwachsen werden. Als Rafele schließlich an Krebs erkrankte, musste Vincenzina Schulden machen, um die Medikamente bezahlen und nach seinem Tod sich und Rosa versorgen zu können. Der Roman ist nicht chronologisch erzählt, sondern die Handlung setzt sich aus verschiedenen Fragmenten nach und nach zusammen. Der Roman wurde ins Deutsche, Spanische und Norwegische übersetzt.
2011 beteiligte sich Marasco am Beckett-Festival »Catastrophe«, das von der Akademie für Theater und Kino der Europäischen Union »Eutheca« organisiert wurde. Außerdem war sie Dozentin für Literatur und Theaterkritik an der Università degli Studi di Napoli Federico II. in Neapel, wo sie heute als Schriftstellerin und Theaterregisseurin lebt.
In Zusammenarbeit mit dem internationalen literaturfestival berlin