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Marco Polo. Reise an die Grenzen des Mittelalters. Buchvorstellung mit dem Autor Giulio Busi

Eröffnung des Wintersemesters 2018/19 am Italienzentrum der Freien Universität Berlin
 

Zum Buch:
Rustichello da Pisa sitzt schon seit einigen Jahren im Gefängnis, Marco Polo ist erst seit kurzem als Geisel der Genueser hinter Gittern. Musste es mit Polo, der die vielen Jahre davor zwischen Jade und Gold, zwischen Prinzessinnen und Rittern verbracht hatte, so weit kommen? Da er sich aus dieser Situation nicht einfach befreien konnte, blieb nichts anderes, als dem Freiheitsentzug durch Erinnerung und Geschichtenerzählen zu entfliehen. Marco Polo erzählt und Rustichello, der Schriftsteller und Literat, schreibt Wort für Wort auf. Hier und da lässt er einiges weg, er biegt zurecht, schmiedet Sätze und fügt auch schon mal etwas hinzu. Rustichellos Welt sind die Ritterromane, Marco hat ein anderes Talent: seine Beobachtungsgabe.

Il Milione, der fast aus einem Zufall heraus im Gefängnis von Genua im Jahr 1298 entstanden ist, stellt nicht nur eines der berühmtesten Reisebücher der westlichen Geschichte dar. Einzigartig macht es der Blick von Marco Polo. Seine scharfsinnigen wie präzisen Beobachtungen gleichen dem Register eines Händlers und halten auch kleinste Details fest: wie in der Steppe ein Zelt aufgebaut wird, die Preise der Perlen, Verhaltensregeln bei einem mongolischen Bankett. Zugleich verfügt Polo über einen weichen und feinfühligen Blick und kann einfühlsam, sympathisch und offenherzig sein. Als Jugendlicher hatte er zusammen mit seinem Vater und seinem Onkel Venedig verlassen. Damals konnte er nicht wissen, dass er die Marmorfassade des Markusdoms erst nach 24 Jahren wiedersehen sollte.

Er begab sich in sehr weit entfernte Länder, um sich Ehre zu erwerben, um Wissen zu erlangen und ebenso, warum auch nicht, um Geschäfte zu machen. Die Begeisterung über die zahllosen Entdeckungen und Neuigkeiten überstiegen die Sehnsüchte nach der Heimat. Entdecken, Verstehen und Erzählen waren seine Mission. Auf seinen Wegen ist Marco auf viele unbekannte Bevölkerungsgruppen getroffen, von denen man weder in Venedig noch sonst irgendwo in Europa je gehört hatte: Menschen mit ganz anderen Essgewohnheiten, ganz anderen ökonomischen, sozialen, familiären und sexuellen Praktiken, die oft in drastischem Gegensatz zu den Gepflogenheiten des christlichen Westens standen. Er hat sie beobachtet, so wie sie sind und keine Ambitionen an den Tag gelegt, jemanden zu bekehren oder Bräuche zu transformieren in Handlungen, die einfacher zu verstehen oder zu akzeptieren gewesen wären.

Giulio Busi begleitet Marco Polo entlang der Karawanenstraßen des Orients, an den Hof des großen Khan, in entlegene Städte mit glitzernden Dächern. Er folgt Polo mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit für die Quellen und seiner erzählerischen Meisterschaft auf allen Etappen und Episoden. Auch seine Reise hat einen besonderen Zweck: Marco Polos Blick einzufangen und das wiederzusehen, was dieser mit seinen Augen gesehen hat; zu lernen, das Neue, das Verschiedenartige und das Andere ohne Ängste und mit demselben unvoreingenommenen Staunen zu beobachten.

Giulio Busi ist Professor für Judaistik an der Freien Universität Berlin und Präsident der Fondazione Palazzo Bondoni Pastorio. Seine Forschungsthemen und Veröffentlichungen reichen von jüdischer Mystik über die Geschichte der Renaissance bis zur Philosophie Giovanni Pico della Mirandolas. Seit vielen Jahren schreibt er für die Kulturseiten des Il Sole 24 Ore. Zuletzt sind von ihm die herausragenden Biographien von Lorenzo de’ Medici (2016) und Michelangelo Buonarroti (2017) bei Mondadori erschienen.

Giulio Busi
Marco Polo. Viaggio ai confini del Medioevo
Mondadori 2018 

Buchvorstellung mit dem Autor Giulio Busi
Montag, 22. Oktober 2018, 18:00 Uhr c.t.
Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Alle 45, Berlin-Dahlem, Raum L 115 (Seminarzentrum)

Auf Italienisch

Veranstaltet vom Italienzentrum der Freien Universität Berlin
www.fu-berlin.de/italienzentrum

fu berlin italienzentrum