Am 6. Juni werden zwei für Svevos intellektuelle Welt entscheidende Persönlichkeiten behandelt: Über den engen Bezug zur Psychoanalyse von Sigmund Freud, ohne die La coscienza di Zeno nicht denkbar wäre, spricht Andreas Mayer, während Enrico Terrinoni originelle Aspekte der Freundschaft und des intensiven Dialogs zwischen Svevo und seinem geschätzten Englischlehrer, James Joyce, beleuchten wird. Aber auch Bobi Bazlen, der große triestinische Souffleur des italienischen Verlagswesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Adelphi!), gehörte zu den ersten, die La coscienza di Zeno förderten. Die Umgebung von Svevo führt also von Bazlen bis zu Daniele Del Giudice, der im Gefilde von Bazlen seinen ersten gefeierten Roman Lo stadio di Wimbledon (1983) schrieb, worüber der Schriftsteller Roberto Ferrucci berichten wird. Gezeigt wird auch die Verfilmung von Le stade de Wimbledon von Mathieu Amalric aus dem Jahr 2001, zu der Del Giudice selbst einen Beitrag geleistet hat.
18:00 Uhr Gespräch
Zenos Paradoxien: Svevo, Freud und die Grenzen der Selbstanalyse
Mit
Andreas Mayer
Einführung
Maria Carolina Foi
Zenos Bekenntnisse führen in ein Labyrinth, in dem sich Lüge und Wahrheit, Krankheit und Gesundheit, Autobiographie und Wissenschaft vermischen. Damit treiben sie Freuds Modell der Selbstanalyse an seine Grenzen und stellen dieses auf provozierende Weise in ein historisch-anthropologisches Problemfeld.
Andreas Mayer ist Directeur de recherche CNRS am Centre Marc Bloch in Berlin, und lehrt an der EHESS in Paris. Zahlreiche Publikationen zu Freud und zur Geschichte der Humanwissenschaften, die in mehrere Sprachen übersetzt sind.
19:00 Uhr Gespräch
Svevo und Joyce: eine genialische Freundschaft
Mit
Enrico Terrinoni
Im Gespräch mit
Maria Carolina Foi
Erörtert wird die Beziehung zweier großer Autoren des 20. Jahrhunderts, von den ersten Treffen in Triest bis zu den Rendezvous in den 1920er Jahren. Ihre Beziehung war tiefgreifender als bisher angenommen: Sie beeinflussten sich gegenseitig in Bezug auf Bilder, Techniken und sogar politische Absichten. Es werden neue Interpretationsmöglichkeiten eröffnet, die entscheidende Berührungspunkte zwischen ihren Werken und ihrer Existenz beleuchten.
Enrico Terrinoni ist aktuell Professor an der Accademia Nazionale dei Lincei. Er hat Werke von Joyce, Wilde, Orwell, Shaw, Hawthorne u.a. übersetzt und zahlreiche Preise gewonnen. Sein Buch Su tutti i vivi e i morti. Joyce a Roma (2022) wurde mit dem Premio Francesco De Sanctis und dem Premio Viareggio-Rèpaci ausgezeichnet. Sein Buch über die Freundschaft zwischen Joyce und Svevo erscheint demnächst.
Enrico Terrinoni, La vita dell’altro. Joyce e Svevo, un’amicizia geniale, Bompiani (September 2023)
21:00 Uhr Film
Le stade de Wimbledon
(F, 2001, OmeU, 70 min)
R.: Mathieu Amalric
Darsteller: Jeanne Balibar, Esther Gorintin, Peter Hudson u.a.
Einführung:
Svevo, Bazlen, Del Giudice
Mit
Roberto Ferrucci
Im Gespräch mit
Maria Carolina Foi
Eine junge Frau (Jeanne Balibar) reist zu verschiedenen Jahreszeiten mit dem Zug nach Triest, um Spuren eines verstorbenen Literaten zu suchen und eine Antwort auf die Frage zu finden, warum er nie ein eigenes Buch veröffentlicht hat. Unterwegs verliert sie ihr Ziel ein wenig aus den Augen, doch bis ihre Recherche sie schließlich nach London führt, hat sie selbst einen Text geschrieben.
Roberto Ferrucci wurde 1960 in Venedig (Marghera) geboren. Er hat unter anderem Terra rossa (1993), Cosa cambia (2007; in Frankreich übersetzt als Ça change quoi, 2010), Sentimenti sovversivi (2010) veröffentlicht. Sein neuestes Buch ist Storie che accadono (2022). Er ist Herausgeber der Reihe Taccuini d‘autore für Helvetia Editrice. Er übersetzt aus dem Französischen, insbesondere Jean-Philippe Toussaint und lehrt kreatives Schreiben an der Universität Padua. Er schreibt für den Corriere della Sera und die Sonntagsbeilage La Lettura. In Frankreich schreibt er für Le Monde.
Anmeldung erforderlich über Eventbrite
https://dedika2023-6-juni.eventbrite.it
Unter der Schirmherrschaft von:
Comitato per le celebrazioni del centenario de La Coscienza di Zeno und Università degli Studi di Trieste
In Zusammenarbeit mit