#übersetzerwerkstatt
Anlässlich des Hieronymustags 2018 – Internationaler Übersetzertag
PAVESE ÜBERSETZEN
Mit der Übersetzerin Maja Pflug
Moderation: Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung)
MO. 01. Oktober 2018
19.00 Uhr
Istituto Italiano di Cultura Berlino
Hieronymus ist Schutzheiliger der Übersetzer und Namensgeber für den Internationalen Tag der Übersetzer, der am 30. September begangen wird. Anlass genug, eine der verdientesten Übersetzerinnen aus dem Italienischen zu ihrem Können und zu ihrer aktuellen Arbeit an den Neuübersetzungen von Cesare Pavese Romanen zu befragen.
Cesare Paveses Romane gelten als Klassiker der modernen italienischen Literatur – und werden von Maja Pflug neu ins Deutsche gebracht. Die in Rom lebende Übersetzerin spricht mit Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) über ihre Arbeit an »Der Mond und die Feuer« und »Das Haus auf dem Hügel«.
Maja Pflug wurde 2010 mit dem Deutsch – Italienischen – Übersetzerpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und hat neben Cesare Pavese, Natalia Ginzburg, Fabrizia Ramondino, Rosetta Loy u.v.a. übersetzt.
Cesare Pavese, 1908 geboren, wuchs in Santo Stefano Belbo, Piemont, und in Turin auf. Als er sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Nach dem Philologiestudium und der Promotion über den amerkanischen Dichter Walt Whitman beginnt eine intensive Phase schriftstellerischer Tätigkeit und des Übersetzens von englischer und amerikanischer Literatur ein. 1935 wird er wegen seiner antifaschistischen Haltung für acht Monate nach Kalabrien verbannt. 1938 tritt er in das Verlagshaus Einaudi, Turin ein und übernimmt 1943 die Leitung des Büros in Rom. Pavese gilt als wichtiger Vertreter des Neorealismo. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen neben Der Mond und die Feuer (1950) Die einsamen Frauen (1949) und sein Tagebuch Das Handwerk des Lebens (1952). 1950 erhält Pavese den Premio Strega. Im August desselben Jahres, auf dem Höhepunkt seines literarischen Erfolgs, nimmt er sich in einem Turiner Hotelzimmer das Leben.
Das Haus auf dem Hügel, ein im deutschen Sprachraum noch wenig bekannter Roman Paveses, spielt in der Wirrnis der dramatischen Sommermonate 1943 in Italien und erzählt, wie Corrados Existenz gegen starke innere Widerstände schließlich ganz und gar vom Krieg eingenommen wird. Von Maja Pflugs stimmiger Neuübersetzung ins Heute geholt, ist das Buch eine einzigartige literarische Auseinandersetzung über die Unentrinnbarkeit des Kriegs und die Frage nach dem Sinn von politischem Handeln.
In Der Mond und die Feuer, Paveses letztem Roman, leuchtet mit der mythischen Hügellandschaft der Langhe auch die Schönheit des Erzählens auf. Urbilder menschlicher Erfahrung – der Baum, das Haus, die Reben, der Abend, das Brot, die Frucht – erzeugen eine magische Melancholie. Virtuos verdichtet verhandelt Pavese große, auch in unserem Jahrhundert relevante Themen der Weltliteratur: Auswanderung und Rückkehr, Verwurzelung und Entwurzelung, Widerstand.
Cesare Pavese: Das Haus auf dem Hügel, Rotpunkt Verlag 2018, Neuübersetzung von Maja Pflug mit einem Nachwort von Lothar Müller. Orig.: La casa in collina, Einaudi 1948
Cesare Pavese: Der Mond und die Feuer, Rotpunkt Verlag 2017, Neuübersetzung von Maja Pflug mit einem Nachwort von Paola Traverso. Orig.: La luna e i falò, Einaudi 1950